Auf einer geheimen Wiese auf dem Landstuhl Neuenegg trafen sich die Piratinnen und Piraten (der Einfachheit halber fortan nur noch «Piraten» genannt) zu geheimer Nachmittagszeit und verabschiedeten sich dort von ihren Eltern, um ins grosse Piratenabenteuer zu starten. Der Kapitän schickte die Piratenanwärter gleich zu Beginn auf einen Piraten-Test-Postenlauf in den Wald, wo verschiedene Fertigkeiten für diesen harten Job geübt und getestet wurden. Die erste gemeinsame Mahlzeit nahm die Truppe am Feuer ein. Und dann wurde es ernst: Als Unterkunft musste ein Schiff gekapert werden. Problemlos gelang es den frischgebackenen Piraten, den Heuboden von Familie Bienz in der Heitere in Beschlag zu nehmen, ein riesiges Schiff für eine Nacht! Jetzt wurde es Zeit, die Mitglieder der Piratengruppe in einem Spiel besser kennen zu lernen. Auch die ersten Piratenlieder wurden angestimmt. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, so dass niemand gross Notiz nahm vom Gewitter, das gerade über dem Schiff tobte. Ein paar hartgesottene Piraten liessen es sich nicht nehmen, trotz Regen die Nacht auf Deck (sprich im nahen Wald) zu verbringen. Die anderen machten es sich im Stroh und auf den mitgebrachten Mätteli gemütlich und schaukelten mit mehr oder weniger Schlaf in den nächsten Tag hinein.
Das Frühstück auf hoher See war herrlich! (Noch sind die Vorratskammern gefüllt…) Danach mussten die Piraten ihr erstes Nachtlager auch schon verlassen und nach einem zweiten, schnelleren Schiff Ausschau halten. Bei der Kirche Neuenegg wurden sie fündig. Hier durften die nun endgültig aufgenommenen Piraten noch ein letztes Mal kurz ihre Eltern in die Arme schliessen und das grosse Gepäck in Empfang nehmen, bevor sie dann mit den zwei inzwischen gekaperten Schiffen (Car und Büsli) Richtung Gotthard segelten. Und genau hier kam es zu einem nervenaufreibenden Zwischenfall. Ein Seeungeheuer (Fahrzeugbrand im Tunnel) blockierte die Weiterfahrt durch die Röhre und musste erst eliminiert werden. Die Piraten und ihre Ausbildner behielten die Nerven und kamen zwar mit einer beträchtlichen Verspätung aber frohgemut und voller Tatendrang am Zielort Magliaso an. Unsere Pirateninsel (Gelände ums Lagerhaus herum) ist wunderschön und die Temperaturen wie in der Karibik! Nach dem Bezug der einzelnen Höhlen (Zimmer) stand nun einem beherzten Sprung ins kühle Nass des Pools oder Sees nichts mehr im Wege. Die frisch angeheuerte Tessiner Pirateninsel-Küchencrew zeigte anschliessend, dass sie was draufhat. Zufrieden und mit gefülltem Magen folgten die Piraten dann dem Abendprogramm. Eingeleitet wurde dieses von der exklusiven Piraten-Band, die mit witzigen Piratenliedern aufwartete. Düsu leitete den anschliessenden Treffpunkt. Nun war es Zeit für das EM-Finale, dem interessierte Piraten mit grosser Spannung und zunehmendem Gejohle folgten. Nachtruhe war heute ein weit gefasster Begriff.
Die erste Nacht auf der Schatzinsel war für manche Piraten etwas kurz geraten. Schon bald nach Sonnenaufgang wurden sie von ihren Ausbildnern mit «glockenreinem» Piratengesang geweckt. Tapfer sortierten sie ihre Knochen und montierten die Holzbeine. Nach dem Frühstück, das nicht nur aus Rum bestand, warteten wieder ein neuer Treffpunkt und die Kleingruppen auf die Piraten. Und dann war wieder Zeit zum Baden und Spielen bis die Küchenmannschaft alle zum Mittagessen zusammentrommelte. Der Mittag begann, wie der Morgen aufgehört hatte: Freie Zeit so weit das Glasauge reichte. Dann geschah es: Mitten am Nachmittag wurden die Piraten über das Schicksal der armen Annabelle informiert, die mit einem Schatz verschwunden war und die es nun zu finden und erlösen galt. In Gruppen arbeiteten sich die Piraten nun von Posten zu Posten und lernten dort total verrückte Seeräuber kennen, die ihnen nach Erfüllen einer Aufgabe Hinweise für ihre Mission geben konnten. Schliesslich gelang es den Piraten, die arme Annabelle und ihren Schatz auf dem Schiffsteg zu finden und sie zu erlösen. Nach diesem Abenteuer schlugen sich die Piraten die Bäuche voll mit Tessiner Pizza und spülten mit reichlich Rum nach. Beim anschliessenden Nickerchen wurden sie von der Nachricht aufgeschreckt, dass der Kapitän und seine Mannschaft mit dem bis jetzt erbeuteten Schatz abgehauen sei. Sofort machten sich die tapferen Piraten auf die Socken und verfolgten die Flüchtenden In die Dämmerung hinaus. Auch der einsetzende, kurze Regen konnte sie nicht abhalten. Der Kapitän und seine Helfer hatten den Schatz inzwischen längst aufgeteilt und in Säckchen im Wald versteckt. Die Verfolger mussten im nun folgenden Nachtgeländespiel all ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es wären nicht unsere bestens ausgebildeten und begabten Neuenegger Seeräuber, wenn sie nicht auch dieses Abenteuer erfolgreich bestanden hätten. Und dies ist sicher kein Seemannsgarn!
Heute Morgen wartete der Himmel mit ganz verschiedenen Farben auf uns. Aus der Ferne hörte man ab und zu Donnergrollen. Oder waren es die Kanonenschüsse eines feindlichen Schiffes? Jedenfalls beschloss der Kapitän, auf die geplante Seefahrt in feindliche Gebiete (Ausflug) zu verzichten und dafür die Mannschaft in diversen handwerklichen Bereichen zu schulen. Es wurden verschiedene kreative Workshops angeboten: Piratenfernrohr bauen (Kaleidoskop), Schatzkarten-Klemmbrett basteln, Säbel aussägen, Piratenarmbänder knüpfen, Schatzkiste basteln oder gar eine funktionstüchtige Kanone bauen! Die Mannschaft zeigte vollen Einsatz und präsentierte bis zum Abend ihre Werkstücke voller Stolz dem Kapitän. Die Küchencrew belohnte die Mannschaft mit Pouletgeschnetzeltem mit Reis. Während auf der Alpennordseite das Land in den Weltmeeren zu versinken drohte, hielt sich das Wetter auf der Pirateninsel besser als erwartet. Die Gewitter zogen Steuer- und Backbord an uns vorbei, es blieb angenehm warm und grösstenteils trocken. Ein grösseres Gewitter erreichte uns dann am Abend. Die Mannschaft verschanzte sich unter Deck, schloss lustige Wetten ab und spielte in Gruppen verschiedene Partyspiele. Dann wurden sie Segel gehisst für die Fahrt ins Land der Träume.
Heute war der ideale Tag für einen Angriff aufs Landesinnere. Das Vale Verzasca war unser Ziel. Der Kapitän heuerte erneut den Steuermann vom Sonntag an, der das Schiff (Car) sicher durch das enge Tal nach Brione lenkte. Nun erhielten die Piraten eine (Kanonen-) Kugel und machten sich mit ihr auf den Wanderweg «Bobosco» von Brione nach Lavertezzo. Auf zwölf spannenden Konstruktionen aus Kastanienholz, wie etwa Flaschenzüge, Seilbähnli, Wasser- und Musikbahn oder Wasserschleusen, wurden die Kugeln vorwärtsgetragen. Der Weg führte die Mannschaft über Stock und Stein entlang der ohrenbetäubend rauschenden und sprudelnden Verzasca. Die seitwärts einmündenden Bäche und Wasserfälle mussten mit beherzten Sprüngen von Stein zu Stein oder über waghalsige Stege überquert werden. Aufgrund der hohen Wassermenge nach den Regenfällen der letzten Tage war es unmöglich, trockenen Fusses das Ziel zu erreichen. Doch es blieb zum Glück bei fast allen Piraten nur bei nassen Holzbeinen und Füssen. Natürlich durfte anschliessend auch eine Erkundungstour auf die imposante Verzasca-Staumauer nicht fehlen. Sie gehört mit ihren 220m Höhe zu den höchsten der Welt. Die Piraten konnten dort verrückten Landratten beim Bungee Jump zuschauen. Diese machten es wie James Bond im Film «Golden Eye». Den einen Piraten gefror das Blut in den Adern schon beim reinen Zuschauen der 007-Sprünge, bei den anderen keimte die Idee auf, es später selbst einmal zu versuchen. Voller Eindrücke und mit müden Beinen erreichten die Seeräuber schliesslich alle wieder gesund und fröhlich ihre Schatzinsel. Der Käpten erlaubte nun seiner Crew, die müden Glieder im Pool oder See zu entspannen. Beim Abendprogramm mit Treffpunkt und Quiz waren dann alle wieder hellwach. Sie hatten sogar schon wieder so viel Kraft und Energie getankt, dass sie den Käpten anflehten, eine offizielle Schlägerei durchführen zu dürfen. So kam es zum langersehnten Lager-Klassiker «Amerikanische Bulldogge». Es handelt sich dabei um ein handfestes Gemenge Mann gegen Mann, das seit Jahren bei den Lagerteilnehmern sehr beliebt ist. Gut, dass wir inzwischen genug Holzbeine geschnitzt und Augenklappen gehäkelt hatten!
Der erfahrene Seebär und Steuermann Erwin wird die gesamte Mannschaft am Samstag wieder in die Realität zurückbringen. Angepeilte Ankunft: 16.00 Uhr beim Bahnhof/Landi Neuenegg. (Aus Platzgründen nicht auf dem Parkplatz bei der Kirche!)
Der heutige Tag ähnelte von den Aktivitäten her demjenigen vom Dienstag. Stundenlang hörte man die Piraten wieder sägen, hämmern, schleifen, bohren, und sah sie malen, schneiden, kleben, knüpfen, etc. Ab und zu wurde man vom kräftigen Knall einer gerade fertiggestellten Kanone aufgeschreckt. Auch heute entstanden piratenstarke Gegenstände, die nicht nur dem Kapitän gefielen. Natürlich durften auch sportliche Aktivitäten nicht fehlen. Das Wetter liess sogar Badespass im See und Pool zu. Es war sonnig bis bewölkt bei angenehmen Temperaturen. Auch heute kein Regen.
An dieser Stelle ist Platz, um die täglichen Programmpunkte «Treffpunkt» und «Kleingruppe» zu erläutern. Den Ausbildner-Piraten war es ein Anliegen, der Mannschaft nicht nur handwerkliche und piratentechnische Fähigkeiten und Spass zu vermitteln, sondern auch über Themen nachzudenken, die über das materielle Leben hinaus gehen. Denn auch Seeräuber leben nicht nur vom Brot allein. Anhand von Piratengegenständen machten sie sich jeden Tag auch auf die Spuren von Gott aus der Bibel.
Inzwischen haben sich die Piraten an das Lagerleben gewöhnt und sind zu einer starken Gruppe zusammengewachsen. Die Seeräuber geniessen die Gemeinschaft untereinander. Dass ihnen dabei immer neue Flausen in den Sinn kommen, liegt in der Natur der Sache. Der Käpten und seine Crew haben alle Hände voll zu tun, die Energie der jungen Piraten in die richtigen Bahnen zu lenken. So liessen sie sie heute Abend ins Land der Träume RUDERN!
Morgensport macht müde Seeräuber munter. Dies erlebten wir heute Morgen, als die Kapitänin die schlappe Mannschaft über den Sportplatz scheuchte. Nach dem Aufwärmen führte sie die Seemänner und -frauen in die Kunst des Tanzens ein. Es entstanden unbezahlbare Szenen, als die Holzbeine zu klappern begannen und die Truppe sich zur Musik bewegte! Nach dem Frühstück und 1000mal Ping-Pong-Ründele fanden sich alle zum letzten Treffpunkt ein. Anschliessend lud ABBA die Piraten zum Aufwärmen für den Abend ein. Es entstand eine spontane Tanzparty der älteren Teilnehmern zu den Hits aus den 90ern.
Nun wechselt die Erzählform. Mit dem Fernrohr schaut die Logbuchschreiberin in die Zukunft: Der Nachmittag hält eine piratenstarke Überraschung für die Seeräuber bereit: Die hauseigenen Boote werden eingewassert. Dann heissts: Kanu ahoi auf dem Luganersee! Anschliessend ist Zeit reserviert für die Vorbereitungen für die grosse Piraten-Abschlussparty. Da werden die nun gestandenen Piraten selbst das Ruder übernehmen und Beiträge vortragen. Und das alles selbstverständlich in angemessenem Outfit und im festlich geschmückten Saal. Der Käpten und seine Ausbildnertruppe freuen sich schon jetzt riesig auf ausgefallene und lustige Beiträge.
In den Stunden danach heisst es dann: schlafen, packen, putzen und Abschied nehmen. Der erfahrene Seebär und Steuermann Erwin wird die gesamte Mannschaft am Samstag wieder in die Realität zurückbringen. Angepeilte Ankunft: 16.00 Uhr beim Bahnhof/Landi Neuenegg. (Aus Platzgründen nicht auf dem Parkplatz bei der Kirche!)
Und damit verabschiedet sich auch die Logbuchschreiberin aus der «Kajüte für Piratenbildung und Kultur» bei ihrer treuen Leserschaft. Piratin Annabelle (Elsbeth Vöhringer)